Marienkirche Schlaitz

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Beschreibung


Die kleine Kirche mit dem geschwungenen und schiefergedeckten Dachreiter gegenüber der Friedenseiche im Dorfzentrum von Schlaitz ist hübsch anzuschauen. Von Westen her betreten wir über einen Vorbau die Kirche und haben gleich links und rechts zwei Holztreppen, die zur Orgel und der ersten Emporenebene führen.

Unter den Treppen entdecken wir zwei ovale Fenster, die möglicherweise in Zukunft für die Innengestaltung der Kirche noch eine besondere Rolle spielen werden, denn der Leipziger Künstler Robin Zöffzig hat für eben diese beiden Fenster Entwürfe gestaltet, die für Ausstellungszwecke auch schon umgesetzt worden sind. Unter dem Titel „non est hic“ („Er ist nicht hier!“) wird die Ostergeschichte dargestellt. In dem einen Fenster ist der Engel mit diesen lateinischen Worten zu sehen. Das andere Fenster zeigt die drei Frauen, die am Ostermorgen zum Grab gekommen sind, um zu trauern und den Leichnam Jesus zu salben.
Sollten diese Fenster irgendwann einmal eingebaut sein, dann wäre es so, dass jeder, der in diese Kirche hineingeht, sofort bildhaft in das Geschehen des Ostermorgens eintritt.
Fragen und Anfragen, Gewissheiten und Stärkungen tun sich in aller Ambivalenz auf:
Zum einen: Warum bin ich hier? Was suche und erwarte ich? Was bedeutet Auferstehung für mich? Er ist nicht hier – auch hier nicht in der Kirche? Wo ist er dann?
Zum anderen: Jesus, der Gekreuzigte, ist auferstanden! Glaube ist nicht gebunden an „heilige Orte“, sondern ist „frei verfügbar“ im glaubenden Dialog zwischen mir und Gott. In seinem Grab ist er nicht (non est hic), aber er ist in der Welt – lebendig unter uns – auch hier in der Kirche!
(www.kuenstlerseelsorge-hildesheim.de/kunstwerk-des-monats/april-2019/)

Und dann gehen wir hinein in den eigentlichen Kirchenraum. Die dunkelbraune Tonnendecke wölbt sich über uns. Die Doppelemporen ragen links und rechts hoch auf. Vorne steht der schlichte Kanzelaltar, der, wie die Emporen und Bänke auch, in einem lindgrünen Farbton gefasst ist. Bei einer zukünftigen Innensanierung würde hier allerdings ganz sicher ein anderes Farbkonzept greifen.

An der Stelle des Kanzelaltars stand früher ein spätgotischer Schnitzaltar (um 1500), der allerdings vor etlichen Jahrzehnten an die Kirche St. Michael in Brachstedt (Pfarramt Hohenthurm) verliehen wurde (www.pfarramt-hohenthurm.de/brachstedt/kirche-st-michael/). So ist das manchmal mit dem Zeitgeschmack! Heute ist es für uns unvorstellbar, diesen wunderschönen Schnitzaltar auszumustern und wegzustellen, um dafür einen Kanzelaltar zu errichten, der relativ schmucklos ist. Aber es war damals sicherlich eine Entscheidung aus gutem Grund. Die Reformation, die das Wort (die Bibel und ihre Auslegung in der Predigt) gemeinsam mit den beiden Sakramenten (Taufe und Abendmahl) ins Zentrum der Gemeinde und des Glaubens gerückt hat, sollte auch hier in Schlaitz eine sichtbare Auswirkung haben. Also hat man so gehandelt.

Zwar unscheinbar, aber dennoch bemerkenswert sind zwei Schnitzfiguren, die in unserer Kirche zu entdecken sind. Beide Arbeiten stammen aus der Zeit des Spätmittelalters. Rechts vorn neben dem Kanzelaltar blicken wir auf eine Maria mit dem Kind. Sie – und die „mütterliche“ Arbeit mit Kindern vor Ort – gaben den Anstoß dazu, der Kirche 2017 den Namen „Marienkirche“ zu verleihen. (Projekt Namensgebung: siehe auch hier)
Die zweite Figur ist ein Kruzifix. Dieses hängt im Gemeinderaum, der an der Südseite der Kirche angebaut ist.

Die Orgel stammt aus der Hallenser Werkstatt von Friedrich Wilhelm Wäldner und wurde 1833 gebaut (op. 93 / 1 Manual / 10 Register).

Das Geläut der Kirche besteht aus zwei Glocken. Die ältere von beiden stammt aus dem Jahr 1852. Hinzu kam im Jahr 2009 eine neue Glocke, die den Namen „Vater-unser-Glocke“ trägt. Auf der Glocke sind Abgüsse von Kinderhänden zu sehen (Händen von Kindern der Schlaitzer „Kirchenmäuse“), die gleichsam die Glocke anschieben und zum Läuten bringen, damit das „Vaterunser“ - und damit der Glaube überhaupt – mit dem Schall der Glocke übers Dorf und zu den Menschen geschickt wird.

Pfr. Albrecht Henning

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