Wissen weitergeben
Für nachfolgende Ehrenamtliche ist es nützlich, wenn die Aussteigenden ihre Erfahrungen weitergeben und für eine Übergangszeit beratend aktiv sind.
Sie können Bisheriges aufzeigen und ihr Wissen anbieten. Weitergegebenes Wissen kann, muss aber nicht in die neuen Arbeitsweisen einfließen. Es empfiehlt sich jedoch, das vorhandene Wissen zu reflektieren, aufzuarbeiten und zu berücksichtigen.
Vor allem explizites Wissen sollte dem/der Nachfolgenden gut übergeben werden: Protokolle, Listen, Regeln, Vorschriften, Verträge, Ordnungen und alles, was als Datenmaterial vorhanden ist. Implizites Wissen wird in der Regel nicht schriftlich erfasst, zum Beispiel unausgesprochene Traditionen, Eigenheiten und Besonderheiten, ungeschriebene Regeln und Tabus, Umgangsformen, Konfliktpotentiale oder geltende Werte. Doch auch dieses Wissen darf weitergegeben werden, denn es vermittelt ein Stück Kultur einer Einrichtung oder Kirchengemeinde.
Unser Tipp:
Alle am Wissenstransfer beteiligten Personen bzw. Gremien sind verantwortlich, um
- den Wissenstransfer zu planen/strukturieren,
- Schriftstücke und Informationen zu übergeben,
- den Gesprächsbedarf zu erfragen und selbst dafür zur Verfügung zu stehen,
- Termine einzuhalten,
- mögliche Hindernisse offen zu legen und
- zielorientiert und vertrauensvoll miteinander zu reden.
Vorsicht vor einengenden Korsetts
Erfahrungen und Traditionen dürfen nicht zum einengenden Korsett oder zur gesetzlichen Vorschrift werden. Nachfolgende haben dann keinen Freiraum mehr, selbst zu erkunden, zu deuten oder zu verändern. Sie können mit Abwehr reagieren. Neue Mitarbeitende sollten Erfahrungen und Traditionen aber auch nicht ungeprüft und unkritisch übernehmen und sich ein eigenes Bild machen dürfen. Ein partnerschaftliches und zufriedenes Miteinanders entwickelt sich, wenn die beteiligten Personen offen aufeinander zugehen und im Sinne von 1. Thessalonicher 5,21 agieren: „… prüfet aber alles, und das Gute behaltet“.
Wie kann ich Konflikte vermeiden?
Im Prozess der Wissensweitergabe können Konflikte entstehen, indem Beteiligte Macht ausüben oder Ohnmacht erfahren. Sie als Hauptamtliche/r oder Leitende/r haben hier die Aufgabe zu vermitteln und für einen guten Übergang zu sorgen.
- Ehemalige verweigern die Weitergabe von Wissen
Wenn Wissen verweigert wird, erschwert das den Einstieg der Neuen, weil sie zum Beispiel unwissentlich Wunden aufreißen oder in Fettnäpfchen treten. In bestehenden Konfliktsituationen kann die fehlende Wissensweitergabe aber auch einen Neuanfang erst ermöglichen. Alte Fronten werden nicht in die nächste Generation weitergetragen.
- Ohnmachtsgefühle und Überforderung
Gerade langjährig Mitarbeitende empfinden eine gewisse Ohnmacht, wenn sie ihr Wissen weiter geben sollen. Oft ist ihnen gar nicht bewusst, was sie alles wissen, was davon für Nachfolger/innen interessant sein könnte oder wie sie dieses Wissen vermitteln können.
- Neue interessieren sich nicht für das Wissen und die Erfahrungen anderer
Ihre Macht zeigt sich durch Arroganz: Die Haltung „Ich weiß, was hier richtig ist“ zeugt oft von mangelnder Erfahrung oder von einem Selbstverständnis der Überlegenheit. Auch eine große Unsicherheit in der Person und die Abwehr eigener (innerer) Ohnmachtsgefühle können hinter dieser Haltung verborgen sein.
- Leitende regeln die Übergabe nicht
Manchmal sind Leitende überlastet, zu bequem, uninteressiert oder wenig einfühlsam. Sie üben „Macht durch Unterlassen“ aus: Das Übergabeverfahren ist nicht geregelt, Termine sind nicht angesetzt oder werden nicht eingehalten, die nötigen Schriftstücke sind nicht verfügbar. Wissensnehmer finden dann in der Startphase kein Gegenüber und „verhungern“ sozusagen „am ausgestreckten Arm“.
☞ Die Checkliste zum Wissenstransfer können Sie herunterladen.